24. Mai - 7. Juli 2023
Matthias Klos. values in use
Artist Talk: Donnerstag, 15. Juni 2023, 19.00 Uhr, mit Patricia Grzonka, Kunst- und Architekturhistorikerin
Die Galerie Reinthaler freut sich, Arbeiten von Matthias Klos aus vier Werkzyklen vorzustellen. Ausgehend von ot unscheinbaren Orten, Zwischenräumen und Rückseiten entfaltet sich in den Fotografien und der Prosa die Vielschichtigkeit öffentlichen Raums und seine Einbettung in soziale, ökonomische sowie historische Strukturen.
"Dieses Museum ist frei erfunden." (2020) thematisiert die enge Verflechtung von Kunst, ihren Institutionen und gesellschaftlichen Verwertungsformen. Zwei Fotografien treffen auf einen Text, in dem die Generali Foundation, der Künstler Marcel Broodthaers, der Unternehmer Dieter Schwarz und der Kunstmaler Ludwig Lidl einander begegnen. In dem Bericht werden die zufälligen zeitlichen und räumlichen Gemeinsamkeiten der Akteure nachgezeichnet und ein geteiltes Bezugssystem, das zwischen Kunst, Ware und Konsum oszilliert, wird offenbar. Bodenvermessung (2023), ebenfalls aus zwei Fotografien und einem Text bestehend, folgt einer Außenraumplastik aus dem Jahr 1977 durch die sich wandelnden Ansprüche und Nutzungsintentionen eines städtischen Raumes. Die Plastik Hommage á Anton Bruckner von Eduardo Paolozzi ist Bezugspunkt der vielfältigen Verschränkungen aus Kunst, Stadtraum, Nutzungsideen und daran anschließenden Verwertungsinteressen.
Mit rest und reservoir (2022) befragt Matthias Klos unsere kulturtechnologischen Formatierungen von Boden und Zeit sowie die sich daran anschließenden Verwertungen. In den Fotografien urbaner Brachflächen zeigt sich Boden als begrenzte Ressource. Ungenutzt bildet sie ein räumliches, zeitliches und ökologisches Reservoir. Über die Flurstückkennzeichnungen, die die Fotografien übertiteln, knüpft sich die Verbindung zu städtebaulichen Widmungsplänen und der Option einer zukünftigen Nutzung. In der Serie Ohne Titel (...) (2019) ist es der Status des urbanen Raums als Handlungs- und Verhandlungsraum, der sich in den Aufnahmen architektonischer B-Seiten ausdrückt. Die eingefangenen Orte – Verladezonen, Unterführungen, Gehsteige, Zufahrten – dienen alle der effizienten und friktionsfreien Benützung des Stadtraums durch verschiedene Interessensgruppen. Die Spuren – Anzeichen und Versprechungen menschlicher Aktivitäten – die bei genauerem Hinsehen zu entdecken sind, stellen dem Mangel an offensichtlich Bildwürdigem einen empathischen, nahezu zärtlichen Blick entgegen und zeigen, dass die gebaute Stadt nicht ein Spiegel sozialer Bezüge und Prozesse ist, sondern sich die Gesellschaft durch und in ihm erst konstituiert.
Dank an Artist/Photograph - Josef Pausch / ARTFOR Gallery - E. Rachbauer & R. Marterer für die Abbildungsgenehmigung bei Bodenvermessung, 2023
Galerie Reinthaler is pleased to present works by Matthias Klos spanning four work cycles. Starting from often inconspicuous places, spaces in between and backsides, the photographs and prose reveal the multifacetedness of public space and its embedment in social, economic as well as historical structures.
"Dieses Museum ist frei erfunden." ["This Museum Is Pure Fiction."] (2020) explores the close interweavement of art, its institutions, and social forms of utilization. Two photographs meet a text in which the Generali Foundation, the artist Marcel Broodthaers, the entrepreneur Dieter Schwarz, and the painter Ludwig Lidl encounter each other. The report traces the accidental temporal and spatial commonalities of the protagonists and reveals a shared reference system that oscillates between art, commodity, and consumption. Bodenvermessung [Land Surveying] (2023), also consisting of two photographs and a text, follows an outdoor sculpture from 1977 through the changing demands and intentions of usage of an urban space. The sculpture Hommage á Anton Bruckner by Eduardo Paolozzi serves as a reference point of the various interconnections between art, urban space, usage ideas and concomitant utilization interests.
With rest und reservoir [rest and reservoir] (2022), Matthias Klos questions our cultural-technological formatting of soil and time as well as subsequent utilizations thereof. In the photographs of urban wastelands, soil appears as a limited resource. Unused, it forms a spatial, temporal, and ecological reservoir. The connection to urban planning dedications and the option of future usage is established through the land parcel designations that title the photographs. In the series Ohne Titel (...) [Untitled (…)] (2019) the status of urban space as a space for action and negotiation is expressed in the photographs of architectural B-sides. The captured places – loading zones, underpasses, sidewalks, driveways – all serve the efficient and smooth use of urban space by various interest groups. The traces – signs and promises of human activity – that can be discovered on closer inspection, oppose the lack of obviously picture-worthy objects with an emphatic, almost tender gaze and show that the built city is not a mirror of social references and processes, but rather that society itself is constituted through and within it.
Thanks to Artist/Photographer - Josef Pausch / ARTFOR Gallery - E. Rachbauer & R. Marterer for the permission to reproduce regarding Bodenvermessung, 2023.
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