20. 01 - 27. 02. 2016

MICHAEL BACHHOFER. Sources of Construction

Opening: 15.11.2016, 19.00 - 21.00, in Anwesenheit des Künstlers / in the presence of the artist

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Michael Bachhofers Arbeit konzentriert sich darauf, die menschliche Wahrnehmung zu untersuchen, zu verändern und zu erweitern, indem er künstlerisch-wissenschaftliche Methoden anwendet, die normalerweise Unsichtbares oder schlicht Übersehenes wahrnehmbar machen. Um dieses Ziel zu erreichen, verwendet Bachhofer eine Vielzahl an Medien, wie beispielsweise Fotografie, Film oder Klanginstallationen, und experimentiert mit immer neuen Verfahren.

 

Seine Arbeit zeigt sich von Heinz von Foerster und Ernst von Glasersfeld beeinflusst. Beide Erkenntnistheoretiker gelten als Vertreter des radikalen Konstruktivismus - eine Theorie, welche davon ausgeht, dass jedwede Wahrnehmung völlig subjektiv ist. Demnach kann Wahrnehmung kein Abbild einer bewusstseinsunabhängigen Realität liefern.

 

Diese Sichtweise spiegelt sich in vielen von Bachhofers Werken. Er versucht sozusagen die Realität aufzuspüren, im Wissen, dass eine universale Realität nicht fassbar ist. Bachhofer spricht davon, eine „holistische Sicht“ unterstützen zu wollen. Deshalb bestehen all seine Werke aus einer Vielzahl einzelner Fotos, die zusammengesetzt ein größeres Ganzes ergeben.

 

„The Future Past“, eine noch unvollendete, mittels Kollodium-Nassplatten-Verfahren hergestellte Arbeit, beinhaltet über 100 Wetplates. Hier kombiniert Bachhofer alte und  neue Verfahren der Fotografie. Es geht außerdem darum, die unendliche Vervielfältigbarkeit und das Editions-Wesen in der zeitgenössischen Fotografie zu hinterfragen, indem der Künstler in den digitalen Workflow eingreift und diesen verändert.

 

Die Fotoreihe „Hidden World Series" ist ebenfalls eine Form von Work in Progress. Sie wird immer wieder erweitert und je nach Ausstellungsort unterschiedlich präsentiert. In der neuen Serie wird der filmische Aspekt bearbeitet. Stand 2014 noch der technische Prozess im Mittelpunkt, geht es jetzt darum, die Erinnerung selbst innerhalb eines Fotos darzustellen: Verbringt man längere Zeit an einem Ort, ist es nahezu unmöglich, einzelne Stimmungen oder Handlungen in einem Foto einzufangen. In der Erinnerung sind viele Abläufe und Handlungen miteinander kombiniert und verschmolzen. Ähnliches muss also auch im fotografischen Prozess stattfinden. Der Künstler kombiniert verschiedene Szenen, um eine Zeitspanne darzustellen.

 

Viele von Bachhofers Werken (z. B. seine Foto- und Klanginstallationen) sind Experimente, die erst im Rahmen einer öffentlichen Präsentation ausprobiert werden. Wichtig ist dem Künstler hierbei die Interaktion mit dem Objekt, welches ganz im Sinne einer künstlerisch-wissenschaftlichen Arbeit konstruiert wurde. Das Ausstellungspublikum soll Erfahrungen sammeln. Ausschlaggebend ist dabei nicht unbedingt, dass jeder Versuch reibungslos abläuft – Experimente können gelegentlich scheitern.

 

Fotografische Arbeiten Bachhofers, wie beispielsweise „You are beautiful…“ oder „You are handsome…“ behandeln häufig das Phänomen, alles wissen und erkunden zu wollen, dabei aber Negatives einfach auszublenden oder zu ersetzen. „Sections" wiederum zeigt sehr dünne Schichten von Pflanzengeweben. Die Arbeit hilft den Aufbau beziehungsweise die Anatomie von Pflanzen zu erkennen und damit ihre inneren Prozesse besser zu verstehen.

 

In der Rauminstallation „(Butter) Fly´s Eye Cam" und „A Possibility of a (Butter) Fly´s View" geht es grundsätzlich darum, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Eine eigens konstruierte Kamera ermöglicht es, einen ganzen menschlichen Körper aus der Sicht eines Komplexauges abzulichten. Bachhofers Arbeiten spüren verschiedenen Wahrnehmungsweisen unserer Welt nach. Der Künstler gelangt dabei über die Grenzen der Darstellbarkeit nicht nur anatomischer, sondern auch psychologischer Prozesse hinaus.

 

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Michael Bachhofer’s work focuses on the investigation, alteration and expansion of human perception in applying artistic-scientific methods which turn invisible or simply overlooked things into visually accessible ones.

In order to achieve this goal Bachhofer uses a variety of media such as photography, film and sound installations and constantly experiments with new processes.His work appears to be influenced by Heinz von Foerster and Ernst von Glasersfeld. Both epistemologists are considered to be representatives of Radical Constructivism - a theory, which assumes that each single perception is entirely subjective. Thus, perception can´t provide an image of reality independently from consciousness.

 

One can find this approach in many bodies of work by Bachhofer. He tries to detect reality being aware that universal reality is not achievable. Bachhofer wants to support a ‘holistic view’. Therefore all of his works are composed of a huge number of single images which, when pieced together, reveal a bigger whole.

The Future Past’, a still ongoing piece of work, made with the collodion process, includes more than one hundred wet plates. Here Bachhofer combines old and new photographic processes. Furthermore, he questions the infinite reproduction and the edition market of contemporary photography by interfering into the digital workflow and modifying it.

 

The ‚Hidden World Series’ also is sort of a work in progress. It gets extended consistently and, depending on the exhibition space, will be presented differently.  The filmic aspect is what this new series deals with.  Whereas the technical process still had priority in 2014, now the focus lies on expressing the memory itself within a photograph: spending a considerable time at one place makes it almost impossible to capture specific atmospheres and actions in one image. In our memory many procedures and actions are combined with each other and melded. Suchlike must occur in the photographic process too. The artist combines various scenes to depict a timeframe.

 

Many of Bachhofer’s works (e.g. his photo and sound installations) are experiments, which get tested only within the scope of a public presentation. Important for the artist is the interaction with the object constructed completely in the sense as an artistic-scientific work. The exhibition visitors are invited to collect experiences. It’s not crucial for each trial to run smoothly – experiments can fail occasionally.

 

Bachhofer’s photographic work like ‘You are beautiful…’ or ‘You are handsome…’ often deal with the phenomena one wishes to know and explore everything but to cut out the negative or to simply replace it. ‘Sections’ however shows very thin layers of plants’ textures.  The work supports perceiving the structure or rather the anatomy of plants and therefore the understanding of their inner processes. 

In the installation ‚(Butter) Fly´s Eye Cam’ and ‚A Possibility of a (Butter) Fly´s View’ deals basically with seeing the world with different eyes. A specially built camera makes it possible to take a photograph of an entire human body from the viewpoint of a compound eye. Bachhofer’s work traces different modes of our world’s perception. The artist manages to progress beyond the limitations of presentability of not only anatomic, but also psychological processes. 

 

Text: Simone Christl

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