20. März - 07. Mai 2025

Regina Hügli | Darja Shatalova. POLYTROPOS

Die Galerie Reinthaler freut sich, mit Regina Hügli und Darja Shatalova zwei starke Vertreterinnen der Art and Science zu zeigen – wir tauchen ein in die Ästhetik von Datensätzen sowie Kunst made by Fauna und Flora.

Schadbilder werden die Spuren von Schädlingen auf ihrer Wirtspflanze genannt, auf Blättern, Rinde oder anderen Pflanzenteilen. Der Begriff zeugt von einer anthropozentrisch nutzungsorientierten, wertenden Unterscheidung zwischen Schädlingen und Nützlingen. Wertfreier formuliert: In verschiedenen Entwicklungsstadien von Insekten spielen jeweils bestimmte Pflanzen eine große Rolle, sei es als Ort der Paarung, Eiablage, Verpuppung oder als Nahrung für Larven und Raupen. Visuelle Spuren davon sind Fraßgänge oder auch Anomalien wie sogenannte Gallen. Regina Hüglis Schadbilder erweitern diese Co-Kreation von Insekten und Pflanzen um weitere mitgestaltende Akteure: lichtsensitives Material wie Fotopapier oder Filmmaterial, Entwicklerflüssigkeit aus Flusswasser, Pflanzen, Soda, Vitamin C und natürlich die Künstlerin selbst. Die Werke sind technisch gesehen Phytogramme, eine Mischung aus Fotogramm und Chemigramm auf Basis eines pflanzlichen Entwicklers. Das Zusammenspiel der beteiligten Akteure beinhaltet auch den Zufall, unvorhersehbare Reaktionen und Störfaktoren. Die Arbeiten sind daher nicht reproduzierbare Unikate. Die Phytogramme entstanden in Schleswig-Holstein im wendischen Elbe-Augebiet und geben Aufschluss über die lokale Flora und Fauna. Schon seit Jahren kreisen die künstlerischen Arbeiten von Regina Hügli um das Thema Wasser, wofür ihr 2023 der Österreichische Neptun Staatspreis für Wasser in der Kategorie Kunst verliehen wurde.

Darja Shatalova beschäftigt sich in ihrer mehrteiligen Präsentation mit der Transformation von digital verfügbaren Daten in den analogen, materiellen Raum. Die als Binärcodes vorhandenen, kühlen Datensätze werden durch einen langen, handschriftlichen Prozess in eine farbig codierte, lebhafte Form übersetzt. Auf diese Weise wird dem Datenballast des Binärraumes ein neuer Wert zugeschrieben, sodass er zur reizvollen Quelle einer ästhetischen Auseinandersetzung wird. Programma P1-P3 stellt dabei quasi das System für eine Übersetzung digitaler Daten eines Ausstellungsraumes in ein codiertes, räumliches Arrangement auf und fügt sich leporelloartig, fast wie ein überdimensionales Manuskript, in den Raum ein. Polytop P1-P5 greift die bereits generierte Übersetzungsform auf und wendet sie spezifisch auf die Historie der Galerie Reinthaler an. Dabei werden die unterschiedlichen Standorte, das Ausstellungsprogramm, die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler sowie Chronologien in fünf unterschiedlichen Grafiken in codierter Form untersucht. Die beiden Titel der Werkreihen sowie der Ausstellungstitel sind dem Altgriechischen entnommen und verweisen auf die Herkunft von Wörtern. Sie deuten damit auf den analytischen und strukturellen Untersuchungsansatz im künstlerischen Schaffensprozess hin.

Zum Ausstellungstitel:
Das Adjektiv πολύτροπος (polytropos) taucht in der ersten Zeile von Homers Odyssee auf und beschreibt Odysseus. Es setzt sich aus „poly“ (viele) und „tropos“ (Wege, Wendungen) zusammen und kann „vielseitig“ oder auch „weit gereist“ bedeuten. Odysseus ist das beste Beispiel für πολύτροπο: Gerissen, anpassungsfähig und einfallsreich in der Meisterung aller Herausforderungen seiner epischen Reise nach Hause. (Instagram-Account National Hellenic Museum Chicago, 23. Oktober 2024)

 

Galerie Reinthaler is delighted to present Regina Hügli and Darja Shatalova, two strong representatives of Art and Science - we are immersing ourselves in the aesthetics of data sets and art made by fauna and flora.

Damage patterns are the traces of pests on their host plant, on leaves, bark or other parts of the plant. The term testifies to an anthropocentric, use-orientated, judgemental distinction between pests and beneficial organisms. Put more neutrally: Certain plants play a major role in the various developmental stages of insects, whether as a place to mate, lay eggs, pupate or as food for larvae and caterpillars. Visual traces of this are feeding galleries or anomalies such as galls. Regina Hügli's damage paintings expand this co-creation of insects and plants to include other co-creators: light-sensitive material such as photographic paper or film material, developer fluid from river water, plants, soda, vitamin C and, of course, the artist herself. Technically speaking, the works are phytograms, a mixture of photogram and chemigram based on a plant-based developer. The interplay of the actors involved also includes chance, unpredictable reactions and disruptive factors. The works are therefore unique and cannot be reproduced. The phytograms were created in Schleswig-Holstein in the Wendish Elbe floodplain and provide information about the local flora and fauna. For years, Regina Hügli's artistic works have revolved around the theme of water, for which she was awarded the Austrian Neptune State Prize for Water in the art category in 2023.

In her multi-part presentation, Darja Shatalova deals with the transformation of digitally available data into analogue, material space. The cool data records available as binary codes are translated into a colour-coded, vivid form through a long, handwritten process. In this way, a new value is attributed to the data ballast of the binary space, making it an attractive source of aesthetic dialogue. ProgrammaP1-P3 is the system for translating the digital data of an exhibition space into a coded, spatial arrangement and fits into the space like a fanfold, almost like an oversized manuscript. Polytop P1-P5 takes up the already generated form of translation and applies it specifically to the history of Galerie Reinthaler. The different locations, the exhibition program, the participating artists and chronologies are examined in coded form in five different graphics. The two titles of the series of works and the exhibition title are taken from ancient Greek and refer to the origin of words. They thus point to the analytical and structural investigative approach in the artistic creative process.

The exhibition title:
The adjective πολύτροπος (polytropos) appears in the first line of Homer's Odyssey and describes Odysseus. It is made up of ‘poly’ (many) and ‘tropos’ (paths, turns) and can mean ‘many-sided’ or ‘well-travelled’. Odysseus is the best example of πολύτροπο: cunning, adaptable and resourceful in mastering all the challenges of his epic journey home. 

(Instagram account National Hellenic Museum Chicago, 23 October 2024)

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